Erkenntnissplitter

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Hallo,

Es ist verrückt, dass nach all dem was in diesem Jahr passiert ist, ich mich im Moment am machtlosesten fühle. Unkontrollierbar zu weinen, weil meine Oma gestorben ist, so traurig wie es klingt normal. Ich hatte einen Grund, eine Projektionsfläche. Jetzt nicht. Unkontrollierbar zu weinen aus einem undefinierten und nichtexistierenden Grund, ist ein Gefühl des Aufgebens, dass ich nicht erlebt habe. Wenn ich nicht einmal Wissen und Verständnis für mich finden kann, wie kann ich dann erwarten, dass ich es für die Welt finde? Wie soll ich klar und unbewegt über die großen komplexen, mächtigen, unüberschaubaren, erdrückenden Probleme unserer Gesellschaft lesen und lernen? 

Meine Mutter fragt mich wieso ich nicht für meinen Test lerne und nun sag mir wie ich ihr erklären soll, dass zu lesen, dass es allgemein bekannt ist, dass der heutige Aufbau unserer Gesellschaft eine Spirale zur Selbstzerstörung ist und dieses Wissen in Verbindung mit dem Gefühl nie genug zu machen, dazu führt dass ich letzte Nacht nach luftringend im Bett saß und nicht wusste ob ich je aufstehen kann. Es ist dieses Gefühl, dass mich bei jedem kleinen Fehler in meinem Inneren zusammenbrechen lässt und tatenlos stehen lässt. Am Beginn seines Lebens zu stehen und das Gefühl zu haben den Zug zu was Besonderem verpasst zu haben, weil man gerne shoppen geht ist ein lähmendes.

Degrowth, reflexive Modernisierung, soziale Tatsachen

Begriffe, Werke, Theorien, die meine Laiengedanken von Schmerzen und Unsicherheit in reflektierte und bewiesene Worte fassen.

Danke. 

Ich frage mich ständig: Wie kann man sich trauen die Wandlungen einer Gesellschaft als Ganzes zu betrachten und versuchen sie zu erklären, wenn die Handlungen der Individuen so unvorhersehbar sind, wie die eines Rehs, dass vor ein Auto läuft. Soziale Tatsachen erklären mir, dass es in unserer Gesellschaft Tätigkeiten gibt, die im Kollektiv entstehen und abstrahiert von dem Einzelnen sind. Was zu Beginn abstrakt und unlogisch wirkt, macht bei näherer Betrachtung Sinn. Ich glaube nicht das ein Individuum jemals den ganzen Ozean mit Plastik vollstopfen würde oder Kriege im nahen Osten anzetteln. Natürlich spielen bei diesen Dingen auch Ignoranz und Verantwortungsdiffusion eine große Rolle, doch es geht darum, dass sich diese Entscheidungen so weit weg von uns anfühlen, obwohl wir ein Teil davon sind. Und vielleicht ist es leichter das große Ganze zu betrachten als sich in Kleinigkeiten der Psyche zu verfangen. Zu jedem Erkenntnissplitter gehört ein Baum, den man ignoriert.

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